Wir haben uns den Fragen der 20-Minuten-Community zum Thema Lehrstellen gestellt. Alle Antworten dazu finden sich in diesem Blog-Beitrag.
Den 20-Minuten Beitrag inklusive Videos findet man hier.
In diesem Blog-Beitrag:
Das Schweizer Bildungssystem bietet unzählige Möglichkeiten. In der Lehre erwirbst du berufsfachliche Kenntnisse und Fertigkeiten und kannst danach im Arbeitsmarkt Fuss fassen. Leistungsstarke Jugendliche oder Jugendliche, die nach der Lehre ein Studium machen möchten, können während oder nach der Lehre die Berufsmatura absolvieren. Diese ermöglicht ein Studium an einer Fachhochschule oder mit einer zusätzlichen Passerelle an einer Universität. Man kann also auch nach der Lehre noch studieren. Das Gymnasium ist für schulisch orientierte Jugendliche, da die Lernbereitschaft und das Leistungsvermögen eine wichtige Rolle spielen. Im Gegensatz zu Lehre verdienst du aber während dem Gymnasium nichts.
Hat man eine gute Chance auf eine Lehrstelle, wenn man vom Gymnasium in eine Lehre wechseln will?
Ja. Du bist dann im gleichen Bewerbungsprozess wie alle anderen Schüler:innen. Wichtig ist jedoch, daran zu denken, dass je früher du dich bewirbst, desto grösser ist die Auswahl der Lehrstellen. In einer Way-up Lehre kannst du eine Lehre in zwei Jahren absolvieren. Die am Gymnasium erbrachten Leistungen werden bei Way-up angerechnet und mit Berufspraxis sowie Fachtheorie ergänzt. Eine Way-up-Lehre ist besonders nach abgeschlossenem Gymnasium sinnvoll.
Die Bewerbungen der Lehrstellensuchenden werden immer schlechter. Warum werden diese Dossiers – allenfalls in den Schulen – nicht nochmals kontrolliert? Wir als Architekturbüro erhalten oft Unterlagen mit falscher Anschrift und fehlenden Dokumenten.
Es kommt ganz auf die Schulen und Lehrpersonen an, ob Zeit und Kapazität dafür da ist. Wir von Yousty bieten auf unserer Website viele Vorlagen und Bewerbungstipps. In Webinaren machen wir regelmässig darauf aufmerksam, worauf es beim Online-Bewerben und in Bewerbungsdossiers ankommt. Denn es ist wichtig, dass es seriös daherkommt. Empfehlenswert ist, das Dossier den Eltern oder anderen Bekannten noch zum Durchlesen zu geben: Eine zweite Person sieht vielleicht noch kleine Fehler.
Ich muss in meiner Lehre ziemlich oft irgendwelche Deppen-Arbeiten erledigen, dazu gehört etwa Abstauben und Putzen, auf die Post gehen, Znüni einkaufen, Altpapier bündeln. Ist das in Ordnung?
Der Lehrbetrieb darf dich nur für Aufgaben einsetzen, die etwas mit der Ausbildung und mit den Leistungszielen zu tun haben. Nicht einsetzen darf man dich als einzige oder einzigen im Betrieb für sogenannt berufsfremde Arbeiten. In jedem Beruf gibt es Aufgaben, die man nicht gerne erledigt und die auch nicht zum eigentlichen Beruf gehören. Aber sie gehören zur Arbeit in einem Team. Der Betrieb sollte dich für solche Arbeiten nicht häufiger einsetzen als andere Mitarbeitende. Beobachte zuerst genau, ob du wirklich mehr für solche «Ämtli» eingesetzt wirst. Falls ja: Besprich es mit deiner Berufsbildnerin oder deinem Berufsbildner. Sag, dass du natürlich bereit bist, deinen Anteil zu übernehmen, aber dass du dir nicht ausgenutzt vorkommen willst. Falls sich nichts ändert, kannst du dich ans Berufsbildungsamt wenden.
Ich erfahre in der Lehre viel zu wenig Wertschätzung durch den Arbeitgeber. Wie kann ich dieses Problem am besten ansprechen?
Wo Menschen zusammenarbeiten, kann es zu Problemen kommen, zum Beispiel, wenn die Chemie zwischenmenschlich einfach nicht stimmt oder weil es zu Missverständnissen kommt. Nur Reden hilft. Sei mutig und warte nicht zu lange. Geh auf deine Berufsbildnerin oder deinen Berufsbildner zu und sprich die Themen offen an. Nenne Beispiele, mit denen klar wird, dass du dich nicht wertgeschätzt fühlst. Wenn du auf diesem Weg keine Lösung findest, kannst du dich ans Berufsbildungsamt wenden. Sie werden gemeinsam mit dir und deinem Lehrbetrieb nach Lösungen suchen.
Mein Sohn will seine Lehre als Kaufmann abbrechen, es gefällt ihm gar nicht. Er möchte sich nach einem 10. Schuljahr umschauen, aber das Niveau ist relativ schlecht, man hört viel Schlechtes darüber. Was soll er tun, ein Praktikum, oder sich durchbeissen?
Warum gefällt es ihm nicht? Es ist wichtig, das herauszufinden. Das 10. Schuljahr ist aber nicht schlecht, es bietet eine gute Möglichkeit, sich vorzubereiten, um ein Jahr später die schulischen Bedingungen zu erfüllen, die gefordert werden.
Ich bin im 2. Lehrjahr als Fachfrau Betreuung für Kinder (EFZ). Bei der Arbeit geht es gut, doch leider bereitet mir die Schule sehr grosse Schwierigkeiten. Ist ein Wechsel in eine zweijährige Lehre mit Eidgenössischem Berufsattest (EBA) möglich und sinnvoll?
In diesem Beruf gibt es keine EBA-Lehre. Berufsfachschulen oder private Organisationen bieten Stützkurse an. In diesen wird Schulstoff nochmals erklärt und es werden Tipps gegeben, wie du besser lernen kannst. Wenn dich die Schule in einen solchen Kurs schickt, musst du nichts dafür bezahlen. Der Lehrbetrieb muss Lernenden für den Besuch dieser Kurse, bis zu einem halben Tag frei geben. Frage deine Fachlehrperson im oder nach dem Unterricht, wenn du den Stoff nicht verstehst. Ist das nicht genug, kannst du auch die Möglichkeit für einen Stützkurs besprechen
Ich habe oft Angst vor der Berufsschule, gehe da gar nicht gerne hin. Wie kann ich das in den Griff bekommen und bei wem soll ich das Problem ansprechen?
Am Anfang geht es wohl allen Jugendlichen so. Gewissen Kolleginnen und Kollegen wird es ähnlich gehen. Tausche dich mit ihnen aus. Wichtig ist zu wissen, wovor du genau Angst hast? Hast du Mühe, in der Schule nachzukommen? Wenn dies der Fall ist, solltest du das Gespräch mit dem Lehrbetrieb und deiner Fachlehrperson suchen, damit gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann. Allenfalls wird dein Lehrbetrieb dich bei einem Stützkurs unterstützen.
Kann ich gegen einen Lehrbetrieb vorgehen, der die Berufsmatur während der Lehre verweigert?
Nein, dagegen kann man nicht vorgehen, das liegt am Ausbildungsbetrieb, ob sie das wollen oder nicht. Sie haben vielleicht Angst, dass man mehr fehlt im Betrieb. Deshalb ist es wichtig, dass man schon in der Bewerbung schildert, wenn man sich weiterbilden möchte. Das kann sehr gut ankommen, mehr Betriebe schätzen das wohl als, dass sie das negativ ansehen würden.
Es ist wichtig, die Ausbildungspläne früh anzusprechen und sonst gibt es die Möglichkeit, die Berufsmatura nach der Lehre nachzuholen.
Ich habe fast nichts zu tun in der Ausbildung. Ich muss sich selber beschäftigen, wenn ich nachfrage, kriege ich keine Antwort. Soll ich die Zeit einfach absitzen?
Man kann durchbeissen, aber man kann auch an einem anderen Ort die Lehre fortsetzen. Wichtig ist immer, das Gespräch zu suchen, damit man eine Lösung findet.
Wichtig ist, dass man sich mit Tutorials oder Ähnlichem weiterbildet und wenn im Gespräch gar nichts geht, dann einen anderen Ausbildungsbetrieb zu suchen. Man kann innerhalb von 3 Monaten einen solchen Wechsel der Lehrbetriebe vollziehen. Das Berufsbildungsamt wird über den Wechsel informiert.
Wie bereite ich mich am besten auf die Lehrabschlussprüfung vor?
Am besten verschaffst du dir früh genug einen Überblick über den Schulstoff. Plane genügend Zeit ein. Bei Fragen oder Unklarheiten kannst du dich an deine Fachlehrperson wenden. Es hilft, alte Abschlussprüfungen zu lösen, damit du ungefähr weisst, was an der Lehrabschlussprüfung auf dich zukommt.
Wann sollte ich mit dem Lernen beginnen?
Man wird ja gut von der Schule begleitet, sodass man weiss, welchen Stoff man lernen muss. Ausserdem ist die ganze Lehre eine Vorbereitung für die Lehrabschlussprüfung. Ich empfehle bei Fächern, bei denen man etwas mehr Mühe hat, zwei,drei Monate vor der Prüfung mit Lernen zu beginnen.
Soll ich nach der Lehre im selben Betrieb bleiben? Was spricht dafür, was spricht dagegen?
Wenn du nach der Lehre im Betrieb bleiben kannst, ist das natürlich eine gute Möglichkeit. Vorteile: Du kannst Berufserfahrung sammeln und musst dich nicht in der Abschlussphase um eine neue Stelle kümmern. Nachteile: Manchmal werden Lernende, die nach der Lehre im Betrieb bleiben, als «ewige» Lernende gesehen. Es kann auch spannend sein, in ein neues Arbeitsumfeld zu kommen, neue Leute kennenzulernen und sich auf eine neue Situation einzulassen.
Muss ich die Matura nachholen und studieren, um eine besser bezahlte Stelle zu finden?
Eine Matura ist kein Muss für eine besser bezahlte Stelle. Je nachdem in welchem Bereich du arbeiten willst und ob ein Studium vorausgesetzt ist, macht es aber Sinn, die Matura nachzuholen. Die Berufsmatura ermöglicht dir ein Studium an einer Fachhochschule, für ein Studium an einer Universität brauchst du zusätzlich die Passerelle. Ich empfehle, sich über die eigenen Stärken und Vorlieben bewusst zu sein und die richtige Ausbildung dazu zu finden.
Ich möchte Fachfrau Betreuung werden. Dafür möchten die meisten Lehrbetriebe, dass ich vorher ein Jahr Praktikum mache. Ist das notwendig und sinnvoll?
Ja, in den Betreuungsberufen kommt man fast nicht darum herum. Es ist sicher auch sinnvoll, um die Erfahrung zu sammeln und zu sehen, ob es einem gefällt. So ein Praktikumsjahr macht hier sicher Sinn.
Man verdient zwar wenig und kann sich ausgenutzt fühlen, aber wichtiger ist, dass man weiss, ob der Beruf einem gefällt oder nicht.
Wieviel verdiene ich als Rettungssanitäterin während der Ausbildung? Ist der Lohn eigentlich wichtig?
Nein, der Lohn sollte nicht das entscheidende Kriterium sein. Man macht die Lehrjahre, um dann viele Möglichkeiten zu haben. Dann hat man auch viele Möglichkeiten, den Lohn zu steigern.
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